Sechs Exponate waren vom Museumsteam vorausgewählt worden: Ein Bierkrug, ein Feldpostbrief, eine Rückfahrkarte, ein Gemälde von Anatol, ein Videoausschnitt von Rolf Kneller und ein selbstangefertigtes Plakat von Paul Wulf. Was es mit diesen Stücken auf sich hat, erfährst du, in der Villa ten Hompel. Dort stand auch die Abstimmungsstation für deine Wahl bereit!
Das gewählte Kulturgut ist der Videoausschnitt von Rolf Kneller.
Was ist Wiedergutmachung? Können die Verbrechen der Nationalsozialisten wieder gut gemacht werden? Die Antwort auf diese Frage ist das Kulturgut, das die Besucher des Geschichtsorts Villa ten Hompel mit großer Mehrheit für die Zukunft retten wollen. Rolf Michael Kneller, deutsch-israelischer Fotograf, Kameramann und Regisseur, ist derjenige, der sie in einem kurzen Film zum Thema gibt: „Sag mir, wieviel Wiedergutmachung ich dir bezahlen muss, damit ich deine Kinder ermorden kann. Sag mir den Preis! Und dann ermorde ich deine Kinder und du nimmst das Geld dafür.“
Laut den Besuchern der Villa ten Hompel, in der sich zwischen 1954 und 1968 das Dezernat für Wiedergutmachung des Regierungsbezirks Münster befand, erschüttert dieser Film „auf eindrückliche Art und Weise das deutsche Selbstverständnis einer gelungen Aufarbeitung der NS-Zeit. Wer sich diese Minute angeguckt hat, kann nicht mehr sagen, dass in der deutschen Aufarbeitung der NS-Zeit alles glatt ablief und Dinge wiedergutgemacht worden sind.“ Kurzum: „Über die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit ist damit alles gesagt.“
Kneller war in den 1930er Jahren für die Filmgesellschaft UFA tätig und floh 1939 vor den Nationalsozialisten nach Palästina. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Kameramann während des Prozesses gegen Adolf Eichmann 1961 und 1962. In Deutschland informierte Kneller über das Schicksal jüdischer Emigranten. Sein Satz ist die Entgegnung auf die Aussage eines Kamera-Assistenten: „Ja, aber ihr habt doch Wiedergutmachung bekommen.“